Mittwoch, 10. April 2019
Seelenleid
frau clementine, 14:49h
Das Schlimmste am Verlust des Geruchs- und Geschmackssinn ist das damit verbundene seelische Leid.
Ich glaube, dass es sich für Nichtbetroffene in der Theorie kaum vorstellen lässt, wie schrecklich und tiefgreifend diese Erfahrung ist (ich hätte es mir ja selbst nicht ausmalen können). Ich komme mir vor, als säße ich ganz allein unter einer Glasglocke, als hätte mich die Welt ausgestoßen und erlaubte mir keinen Zugang mehr zu ihrer Fülle und Schönheit.
Wohlmeinende Menschen versuchen, mich zu trösten, indem sie mir sagen, ich werde mich schon daran gewöhnen, es gäbe ja viel Schlimmeres, und vielleicht käme mein Riech- und Schmeckvermögen ja zurück.
Das alles ist sicher gut gemeint, tut aber sehr weh. Ich weiß selbst, dass es viel ernstere Leiden gibt. Aber dieses ist das meinige, und es macht mir zu schaffen, es quält mich in jeder wachen Minute.
Ein Telefongespräch mit einer lieben Freundin (die leider über tausend Kilometer entfernt lebt), half mir sehr. Sie riet mir, meinem Schmerz Raum zu geben, ihn aber nicht das Ruder übernehmen zu lassen. Mich ganz bewusst und sehr konzentriert immer wieder denjenigen Bereichen meiner Wahrnehmung zuzuwenden, in denen ich KEINE Einschränkung habe: Den Vögeln zu lauschen. Die Schönheit einer Blüte zu betrachten. Und die Hoffnung wachzuhalten.
Als ich vor lauter Traurigkeit nicht schlafen konnte, sah ich auf Netflix den Dokumentarfilm "Heal", in dem es um den geistigen Aspekt der Gesundheit geht. Einen wichtigen Punkt habe ich daraus mitgenommen: Vertraue nicht irgendwelchen Prognosen! Selbst grimmige Statistiken belegen stattgefundenen Heilungen. Und wenn es nur ein Prozent der Betroffenen ist - warum solltest du nicht dazugehören?
Nun bin ich leider von meiner seelischen Grundstimmung her eine in der Wolle gefärbte Pessimistin; Angst und Depression gehören von Kindheit an zu meinem Leben. Die jetzige Situation ist also eine doppelte Herausforderung.
Ich vertiefte mich in die Erkenntnis aus dem Film, und plötzlich wurde mir klar: es ist ja MEIN Körper! Mein Leben lang habe ich ihn immer irgendwie als Gegner wahrgenommen, als Lieferant unangenehmer Überraschungen (ich leide seit Jahren an einer Autoimmunkrankheit), als unberechenbaren Träger potentieller Gefahren. Wenn die innere Haltung tatsächlich direkten Einfluss auf das leibliche Befinden hat, was würde geschehen, wenn ich meinem Körper zutraue, sich zu regenerieren?
Dazu gehört natürlich auch die Seele. Ich überrasche mich immer wieder dabei, mir selbst mit Hass, Kritik und Druck zu begegnen. "Das sind bei dir uralte Muster, die wirst du nicht von heute auf morgen wegbekommen", erklärte die beste Freundin, "aber wenn du sie bemerkst, kannst du sie als Signal nehmen, trotzdem liebevoll mit dir zu sein."
Es ist eine harte Schule, nicht nur mit der körperlichen Einschränkung, sondern auch mit den eigenen psychischen Abgründen konfrontiert zu sein. Aber die Alternative wäre, in einer tiefen Depression zu versinken, und das habe ich schon mal erlebt - einmal reicht! Darum werde ich diesmal so gut ich kann den anderen Weg einschlagen: den der Selbstakzeptanz und des liebevollen Umgangs mit mir.
Puh, das ist eine ziemlich große Aufgabe, das merke ich bereits nach wenigen Tagen!
Ich glaube, dass es sich für Nichtbetroffene in der Theorie kaum vorstellen lässt, wie schrecklich und tiefgreifend diese Erfahrung ist (ich hätte es mir ja selbst nicht ausmalen können). Ich komme mir vor, als säße ich ganz allein unter einer Glasglocke, als hätte mich die Welt ausgestoßen und erlaubte mir keinen Zugang mehr zu ihrer Fülle und Schönheit.
Wohlmeinende Menschen versuchen, mich zu trösten, indem sie mir sagen, ich werde mich schon daran gewöhnen, es gäbe ja viel Schlimmeres, und vielleicht käme mein Riech- und Schmeckvermögen ja zurück.
Das alles ist sicher gut gemeint, tut aber sehr weh. Ich weiß selbst, dass es viel ernstere Leiden gibt. Aber dieses ist das meinige, und es macht mir zu schaffen, es quält mich in jeder wachen Minute.
Ein Telefongespräch mit einer lieben Freundin (die leider über tausend Kilometer entfernt lebt), half mir sehr. Sie riet mir, meinem Schmerz Raum zu geben, ihn aber nicht das Ruder übernehmen zu lassen. Mich ganz bewusst und sehr konzentriert immer wieder denjenigen Bereichen meiner Wahrnehmung zuzuwenden, in denen ich KEINE Einschränkung habe: Den Vögeln zu lauschen. Die Schönheit einer Blüte zu betrachten. Und die Hoffnung wachzuhalten.
Als ich vor lauter Traurigkeit nicht schlafen konnte, sah ich auf Netflix den Dokumentarfilm "Heal", in dem es um den geistigen Aspekt der Gesundheit geht. Einen wichtigen Punkt habe ich daraus mitgenommen: Vertraue nicht irgendwelchen Prognosen! Selbst grimmige Statistiken belegen stattgefundenen Heilungen. Und wenn es nur ein Prozent der Betroffenen ist - warum solltest du nicht dazugehören?
Nun bin ich leider von meiner seelischen Grundstimmung her eine in der Wolle gefärbte Pessimistin; Angst und Depression gehören von Kindheit an zu meinem Leben. Die jetzige Situation ist also eine doppelte Herausforderung.
Ich vertiefte mich in die Erkenntnis aus dem Film, und plötzlich wurde mir klar: es ist ja MEIN Körper! Mein Leben lang habe ich ihn immer irgendwie als Gegner wahrgenommen, als Lieferant unangenehmer Überraschungen (ich leide seit Jahren an einer Autoimmunkrankheit), als unberechenbaren Träger potentieller Gefahren. Wenn die innere Haltung tatsächlich direkten Einfluss auf das leibliche Befinden hat, was würde geschehen, wenn ich meinem Körper zutraue, sich zu regenerieren?
Dazu gehört natürlich auch die Seele. Ich überrasche mich immer wieder dabei, mir selbst mit Hass, Kritik und Druck zu begegnen. "Das sind bei dir uralte Muster, die wirst du nicht von heute auf morgen wegbekommen", erklärte die beste Freundin, "aber wenn du sie bemerkst, kannst du sie als Signal nehmen, trotzdem liebevoll mit dir zu sein."
Es ist eine harte Schule, nicht nur mit der körperlichen Einschränkung, sondern auch mit den eigenen psychischen Abgründen konfrontiert zu sein. Aber die Alternative wäre, in einer tiefen Depression zu versinken, und das habe ich schon mal erlebt - einmal reicht! Darum werde ich diesmal so gut ich kann den anderen Weg einschlagen: den der Selbstakzeptanz und des liebevollen Umgangs mit mir.
Puh, das ist eine ziemlich große Aufgabe, das merke ich bereits nach wenigen Tagen!
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