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Mittwoch, 10. April 2019
Geduld, Geduld!
frau clementine, 21:51h
Das Internet ist voller Artikel über Anosmie, einige Erfahrungsberichte von Betroffenen finden sich dort auch.
Eines wurde mir beim Lesen rasch klar: Diese Krankheit dauert. Ich muss in Monaten, vielleicht sogar Jahren denken, nicht in Tagen.
Anfangs hatte ich mir eine rasche Besserung erhofft. Das kann ich wohl vergessen.
Mein seit Tagen mehr oder weniger unveränderter Zustand belastet mich sehr. Es liegt eine Hoffnungslosigkeit darin, jeden Morgen aufzuwachen und zu spüren, dass ich immer noch nichts riechen und schmecken kann. Noch dazu musste ich bei meiner Recherche lernen, dass die Besserung, wenn sie denn eintritt, selten linear verläuft, sondern meist in sprunghaften Schwankungen, dass man also lang nicht weiß, ob sich wirklich etwas positiv verändert hat.
Ich komme mir vor, als sei ich in einer Endlosschleife gefangen. Das lähmt mich sehr. Ich habe nächste Woche ein sehr anspruchsvolles Arbeitsprojekt, vor dem ich sehr nervös bin. Ich müsste alle Kraft in die Vorbereitung stecken. Doch ich fühle mich wie gelähmt …
Es hilft mir allerdings, das alles hier aufzuschreiben.
Eines wurde mir beim Lesen rasch klar: Diese Krankheit dauert. Ich muss in Monaten, vielleicht sogar Jahren denken, nicht in Tagen.
Anfangs hatte ich mir eine rasche Besserung erhofft. Das kann ich wohl vergessen.
Mein seit Tagen mehr oder weniger unveränderter Zustand belastet mich sehr. Es liegt eine Hoffnungslosigkeit darin, jeden Morgen aufzuwachen und zu spüren, dass ich immer noch nichts riechen und schmecken kann. Noch dazu musste ich bei meiner Recherche lernen, dass die Besserung, wenn sie denn eintritt, selten linear verläuft, sondern meist in sprunghaften Schwankungen, dass man also lang nicht weiß, ob sich wirklich etwas positiv verändert hat.
Ich komme mir vor, als sei ich in einer Endlosschleife gefangen. Das lähmt mich sehr. Ich habe nächste Woche ein sehr anspruchsvolles Arbeitsprojekt, vor dem ich sehr nervös bin. Ich müsste alle Kraft in die Vorbereitung stecken. Doch ich fühle mich wie gelähmt …
Es hilft mir allerdings, das alles hier aufzuschreiben.
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Seelenleid
frau clementine, 14:49h
Das Schlimmste am Verlust des Geruchs- und Geschmackssinn ist das damit verbundene seelische Leid.
Ich glaube, dass es sich für Nichtbetroffene in der Theorie kaum vorstellen lässt, wie schrecklich und tiefgreifend diese Erfahrung ist (ich hätte es mir ja selbst nicht ausmalen können). Ich komme mir vor, als säße ich ganz allein unter einer Glasglocke, als hätte mich die Welt ausgestoßen und erlaubte mir keinen Zugang mehr zu ihrer Fülle und Schönheit.
Wohlmeinende Menschen versuchen, mich zu trösten, indem sie mir sagen, ich werde mich schon daran gewöhnen, es gäbe ja viel Schlimmeres, und vielleicht käme mein Riech- und Schmeckvermögen ja zurück.
Das alles ist sicher gut gemeint, tut aber sehr weh. Ich weiß selbst, dass es viel ernstere Leiden gibt. Aber dieses ist das meinige, und es macht mir zu schaffen, es quält mich in jeder wachen Minute.
Ein Telefongespräch mit einer lieben Freundin (die leider über tausend Kilometer entfernt lebt), half mir sehr. Sie riet mir, meinem Schmerz Raum zu geben, ihn aber nicht das Ruder übernehmen zu lassen. Mich ganz bewusst und sehr konzentriert immer wieder denjenigen Bereichen meiner Wahrnehmung zuzuwenden, in denen ich KEINE Einschränkung habe: Den Vögeln zu lauschen. Die Schönheit einer Blüte zu betrachten. Und die Hoffnung wachzuhalten.
Als ich vor lauter Traurigkeit nicht schlafen konnte, sah ich auf Netflix den Dokumentarfilm "Heal", in dem es um den geistigen Aspekt der Gesundheit geht. Einen wichtigen Punkt habe ich daraus mitgenommen: Vertraue nicht irgendwelchen Prognosen! Selbst grimmige Statistiken belegen stattgefundenen Heilungen. Und wenn es nur ein Prozent der Betroffenen ist - warum solltest du nicht dazugehören?
Nun bin ich leider von meiner seelischen Grundstimmung her eine in der Wolle gefärbte Pessimistin; Angst und Depression gehören von Kindheit an zu meinem Leben. Die jetzige Situation ist also eine doppelte Herausforderung.
Ich vertiefte mich in die Erkenntnis aus dem Film, und plötzlich wurde mir klar: es ist ja MEIN Körper! Mein Leben lang habe ich ihn immer irgendwie als Gegner wahrgenommen, als Lieferant unangenehmer Überraschungen (ich leide seit Jahren an einer Autoimmunkrankheit), als unberechenbaren Träger potentieller Gefahren. Wenn die innere Haltung tatsächlich direkten Einfluss auf das leibliche Befinden hat, was würde geschehen, wenn ich meinem Körper zutraue, sich zu regenerieren?
Dazu gehört natürlich auch die Seele. Ich überrasche mich immer wieder dabei, mir selbst mit Hass, Kritik und Druck zu begegnen. "Das sind bei dir uralte Muster, die wirst du nicht von heute auf morgen wegbekommen", erklärte die beste Freundin, "aber wenn du sie bemerkst, kannst du sie als Signal nehmen, trotzdem liebevoll mit dir zu sein."
Es ist eine harte Schule, nicht nur mit der körperlichen Einschränkung, sondern auch mit den eigenen psychischen Abgründen konfrontiert zu sein. Aber die Alternative wäre, in einer tiefen Depression zu versinken, und das habe ich schon mal erlebt - einmal reicht! Darum werde ich diesmal so gut ich kann den anderen Weg einschlagen: den der Selbstakzeptanz und des liebevollen Umgangs mit mir.
Puh, das ist eine ziemlich große Aufgabe, das merke ich bereits nach wenigen Tagen!
Ich glaube, dass es sich für Nichtbetroffene in der Theorie kaum vorstellen lässt, wie schrecklich und tiefgreifend diese Erfahrung ist (ich hätte es mir ja selbst nicht ausmalen können). Ich komme mir vor, als säße ich ganz allein unter einer Glasglocke, als hätte mich die Welt ausgestoßen und erlaubte mir keinen Zugang mehr zu ihrer Fülle und Schönheit.
Wohlmeinende Menschen versuchen, mich zu trösten, indem sie mir sagen, ich werde mich schon daran gewöhnen, es gäbe ja viel Schlimmeres, und vielleicht käme mein Riech- und Schmeckvermögen ja zurück.
Das alles ist sicher gut gemeint, tut aber sehr weh. Ich weiß selbst, dass es viel ernstere Leiden gibt. Aber dieses ist das meinige, und es macht mir zu schaffen, es quält mich in jeder wachen Minute.
Ein Telefongespräch mit einer lieben Freundin (die leider über tausend Kilometer entfernt lebt), half mir sehr. Sie riet mir, meinem Schmerz Raum zu geben, ihn aber nicht das Ruder übernehmen zu lassen. Mich ganz bewusst und sehr konzentriert immer wieder denjenigen Bereichen meiner Wahrnehmung zuzuwenden, in denen ich KEINE Einschränkung habe: Den Vögeln zu lauschen. Die Schönheit einer Blüte zu betrachten. Und die Hoffnung wachzuhalten.
Als ich vor lauter Traurigkeit nicht schlafen konnte, sah ich auf Netflix den Dokumentarfilm "Heal", in dem es um den geistigen Aspekt der Gesundheit geht. Einen wichtigen Punkt habe ich daraus mitgenommen: Vertraue nicht irgendwelchen Prognosen! Selbst grimmige Statistiken belegen stattgefundenen Heilungen. Und wenn es nur ein Prozent der Betroffenen ist - warum solltest du nicht dazugehören?
Nun bin ich leider von meiner seelischen Grundstimmung her eine in der Wolle gefärbte Pessimistin; Angst und Depression gehören von Kindheit an zu meinem Leben. Die jetzige Situation ist also eine doppelte Herausforderung.
Ich vertiefte mich in die Erkenntnis aus dem Film, und plötzlich wurde mir klar: es ist ja MEIN Körper! Mein Leben lang habe ich ihn immer irgendwie als Gegner wahrgenommen, als Lieferant unangenehmer Überraschungen (ich leide seit Jahren an einer Autoimmunkrankheit), als unberechenbaren Träger potentieller Gefahren. Wenn die innere Haltung tatsächlich direkten Einfluss auf das leibliche Befinden hat, was würde geschehen, wenn ich meinem Körper zutraue, sich zu regenerieren?
Dazu gehört natürlich auch die Seele. Ich überrasche mich immer wieder dabei, mir selbst mit Hass, Kritik und Druck zu begegnen. "Das sind bei dir uralte Muster, die wirst du nicht von heute auf morgen wegbekommen", erklärte die beste Freundin, "aber wenn du sie bemerkst, kannst du sie als Signal nehmen, trotzdem liebevoll mit dir zu sein."
Es ist eine harte Schule, nicht nur mit der körperlichen Einschränkung, sondern auch mit den eigenen psychischen Abgründen konfrontiert zu sein. Aber die Alternative wäre, in einer tiefen Depression zu versinken, und das habe ich schon mal erlebt - einmal reicht! Darum werde ich diesmal so gut ich kann den anderen Weg einschlagen: den der Selbstakzeptanz und des liebevollen Umgangs mit mir.
Puh, das ist eine ziemlich große Aufgabe, das merke ich bereits nach wenigen Tagen!
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